#heegrundassisi - Tag 9

Obwohl ich verhältnismäßig lange und gut geschlafen hatte, hatte ich heute erstmals Motivationsprobleme. Eigentlich hatte ich Hunger und sollte ja auch etwas essen, auf der anderen Seite wollte nichts so richtig an mich ran. Das Frühstück fiel auch eher (umfangmäßig) bescheiden aus. 
Ich startete um kurz nach halb neun und es stellte sich noch heraus, wie gut das  war. Die ersten rund 5 Kilometer ging es auf dem Damm des Po entlang. Was mir bereits gestern und heute wieder auffiel waren die Baumplantagen im Überflutungsbereich. Nicht hier und da einmal sondern recht umfangreich. Auch sah ich Vögel, die ich von unseren Breiten her nicht kannte. 

Kurz vor Bologna folgte ich für einige Kilometer einem Kanal, der rund 80 bis 100 Meter breit war. Es war zwar kaum Wasser darin (wie in fast allen Flüssen, Bächen und Kanälen), aber er stand voll mit Schilf und anderem niedrigen Bewuchs. Man spürte förmlich, welches Leben darin herrschen musste. Ansonsten ging es bis ca, 10 Kilometer vor Bologna über Gemüse, Obst und Getreidefelder. Mal auf einer Straße oder Radweg, mal auf einem Wirtschaftsweg. Erste Gravelabschnitte waren auch dabei. 

Nach Bologna rein lief es wieder gut über die Radwege, Zwar nicht mehr so gut ausgebaut wie nach Meran oder Verona, aber meist weg vom Autoverkehr.

Übrigens: Zumindest in der Stadt sind die Autofahrer sehr rücksichtvoll mit den Radfahrern. Sie werden wahrgenommen und es wird ihnen auch Platz eingeräumt. Vor den Lastwagen und den Omnibussen hingegen muss man sich eher mal vorsehen. 

In Bologna machte ich dann einen kleinen Rundgang über den Piazza Maggiore und einige kleine Seitengassen. Da ich mein Rad nicht einfach abstellen wollte, konnte ich halt nicht überall hin. 
Beim Rausfahren aus Bologna machte ich eine kleine Mittagsrast. Die Temperaturen gingen wieder auf rund 30 Grad und ich brauchte etwas zu trinken. Bei der Gelegenheit fand ich auch die für mich geeignete Nahrung für zwischendurch. Tramezzini: Sandwiches mit Salami, Schinken oder vegetarisch. Schön weich und knatschig, schmecken gut und liegen nicht so schwer im Bauch. Der Getränkevorrat wurde auch wieder aufgefüllt und weiter ging‘s. Die Beine wurden besser. 

Auf einer alten Verbindungsstraße ging es weiter raus aus Bologna. Offensichtlich wurde eine neue Straße gebaut und diesen Abschnitt überließ man der Zeit. … oder es war ein Wurmloch. Denn auf einmal sah die Landschaft ganz anders aus (außer dem kleinen Chemiewerk zwischendurch). Das Schotterstück, in das ich von der Verbindungsstraße abbog, war schon eine kleine Allee. Zwar musste ich mein Rad erst über eine Schranke heben und der einen oder anderen großen Pfütze im Slalom ausweichen (mit leichten Trailpassagen 😊) aber am Ende stand – ein kleines Palazzo. Kurz danach war ein Abschnitt, der mir von Komoot vorgegeben war, gesperrt. Eine Hängebrücke, die seit 2020 saniert wird. Aber mit Hilfe meines Sigma konnte ich auch diese Stelle bewältigen. 
Apropos Amplen in Italien. Gibt es dort ein Gesetz, dass Ampeln nicht im Schatten stehen dürfen? … und dass sie mindestens 3 bis 5 Minuten auf Rot stehen müssen? Man wird regelrecht gekocht und ist froh, wenn es weiter geht. 

Auf Nebensträßchen (mal kur mit ˋner 14% Steigung nach rund 100 Kilometern) und auch mal auf einem Gravelstück fuhr ich weiter zu meinem eigentlichen Tagesziel. Nur – das Albergo mit Pizzeria, das noch schön Werbung an der Straße machte, gab es nicht mehr. Also weiter. Nebenstraße, kurz auf einer Nationalstraße und wieder auf Nebenstraßen. 
Dafür wurde die Landschaft auch immer schöner. Die Steigungen waren moderat und die Beine (oh Wunder) wollten auch noch. … und nach 138 Kilometer, am Lago Suviana (nie gehört) sah ich am Ende eine Anstiegs das Ristorante-Bar-Albergo Luna, einfach so da. Eine sehr freundliche Mitsiebzigerin hatte ein Zimmer für mich und stellte mir auch ein Abendessen in Aussicht. … und das Haus – meine Zeitreise vom Vortag ging weiter. In der Bar und in den Zimmern wurden seit den frühen Siebzigern nicht so viel verändert. In der Bar lief im Fernsehen ein alter Western. Der Chef hinter der Theke hatte die Ruhe weg. Das Zimmer war einfach aber sauber. Also ab unter die Dusche. 
Das Essen war eine Sensation. Tagliatelle mit Ragout (Primo) und dann noch eine gebratene Schweinerippe mit Bratkartoffeln (Patate arosta) und einem gegrillten Radicchio (Secondo). Das Ganze mit ordentlich Olivenöl und Rosmarin. Dazu eine Flasche Wasser und einen Rotwein (man kriegt einfach mal die typische toskanische Flasche hingestellt)
. … und wer solche italienischen Hauswirtinnen kennt weiß, die kennen von den Portionen her keine Gnade. Ein Wunder, dass ich nach der Anstrengung (dem Essen und den Wein) den Bericht noch zusammen bringe. Morgen geht es nach Florenz und noch einige Kilometer weiter. Hoffe nicht, dass ich wieder erst anch 138 Kilometern eine Unterkunft finde. Aber was solls. Wäre schade gewesen, wenn ich die Unterkunft heute nicht gefunden hätte.

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